Der standhafte Zinnsoldat von Neuhof

Einmal im Andersen-Jahr muss man in Neuhof gewesen sein. Hier kann man den vom großen dänischen Märchenerzähler so wunderschön beschriebenen standhaften Zinnsoldaten mitten im Landkreis Teltow-Fläming finden und die von ihm so geliebte Tänzerin gleich mit. Überhaupt, die Soldaten. Seit Kaisers Zeiten war hier ein riesiges Truppenübungsfeld mit Schießplatz. Schon die legendäre Wunderwaffe des ersten Weltkrieges, die „Dicke Berta” wurde hier eingeschossen. Sie konnte ihre 42- cm-Granaten bis zu zwölf Kilometer weit schießen und hier war genug Platz dafür; märkische Heide, so weit das Auge reicht. Bis zuletzt wurden hier Manöver abgehalten, und für hohen Besuch wurde sogar eine kilometerlange Straße mitten in die Natur geklotzt, damit die Staatskarossen bis zur „Honecker-Plattform” fahren konnten. Von der aus hat man eine wundervolle Sicht auf Natur, Luckenwalde und Jüterbog zugleich und auch auf die seit der Wende wild wuchernde Natur und die vielen Pilze im Herbst. Am Rande der Ebene duckt sich Neuhof, ein uraltes Angerdorf mit gerade mal 124 Seelen in 44 Häusern. Es wurde 1170 erstmals erwähnt und die Neuhofer mussten Fron leisten für das vier Kilometer nahe Kloster Zinna. Im Jahre 1393 bauten sie sich eine eigene Kirche aber erst 1772 wurden sie vom Kloster unabhängig, hatten bald einen eigenen Schlachter, einen Tierarzt und einen Ölschläger. An jedem 30. April gibt es hier noch ein echtes Hexenfeuer, man kann Kremserfahrten unternehmen, einen Streichelzoo besuchen und im Nachbardorf einen Erlebnishof besichtigen. Und wer das nicht an einem Tag schafft, der kann im nahen Kloster Zinna preiswert übernachten. Und es gibt seit 1994 mit der Zinngießerei Neumann einen touristischen Höhepunkt erster Güte in Neuhof. Hunderte Zinnfiguren kann man hier bestaunen und kaufen, wer will, kann sich auch selbst welche gießen. Die über 600 Stammkunden kommen aus ganz Deutschland, aus Schweden und England; Peter Struck war schon da und auch eine preußische Prinzessin. Natürlich waren auch aus Dänemark, dem Land Andersens, schon Besucher hier. Die werden sicher den standhaften Zinnsoldaten gekauft haben. Der ist aber eher die Ausnahme im Sortiment, denn Frau Neumann, die den Laden an Wochenenden und Feiertagen öffnet, hat sich auf eher friedliche Themen spezialisiert, auf Handwerk und Beruf. Man kann sich zum Zinngießen bei Frau Neumann (Telefon 03372/403562) voranmelden und mit Herrn Menzer unter der Nummer 03372/405250 sachkundige Führungen in die Umgebung vereinbaren. Und man kann von hier aus ins nahe Jüterbog fahren. Hier lebte „Der Schmied von Jüterbog” der Gebrüder Grimm, aber das ist schon ein anderes altes Märchen.
Text und Fotos: Thomas Görner