Naturdenkmal
677 Naturdenkmale gibt es im Landkreis Teltow-Fläming. Einige von ihnen
stellt die Untere Naturschutzbehörde in loser Folge unter dem Motto
"Naturdenkmal des Monats" vor. Damit sollen Einwohner und Gäste der Region
auf die Besonderheiten der Landschaft und die Schönheiten der Natur
aufmerksam gemacht und für deren Erhalt sensibilisiert werden.
Der Landkreis Teltow-Fläming verfügt über einen bedeutsamen Bestand an
Eichen. Ihre relativ große Zahl erklärt sich unter anderem aus ihrer
früheren Nutzung, zum Beispiel als Hude- oder Waldweidebäume. Außerdem
galten Eichen auch als Heiligtum, waren germanische Kultbäume oder
Gerichtsbäume, unter denen Recht gesprochen wurde. Darüber hinaus fungierten
sie auch einfach als Grenzbäume oder Wegmarkierungen. Wenn Eichen eine
solche Aufgabe hatten, unterstanden sie schon in sehr frühen Zeiten einem
Fällverbot. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb wir heute noch
so viele dieser Baumriesen bestaunen können. Stiel- und Traubeneichen
erreichen ein Alter von ca. 700 bis 1200 Jahren. Diese "Riesen" haben nicht
nur eine wichtige ökologische Funktion, sondern sind - vor allem dann, wenn
sie frei stehen - auch landschaftsprägend. Versucht man sich vorzustellen,
was diese alten Bäume an Lebensgeschichte hinter sich gelassen und dabei
"gesehen" und erlebt haben, zwingt das zur Ehrfurcht. Ein Baumgigant macht
Geschichte lebendig, Gegenwart wichtig und lässt die Zukunft lebenswerter
erscheinen.
Einige der beeindruckendsten Eichen-Exemplare unserer Region sind in der
Gegend zwischen Holbeck und Baruth zu sehen. So befindet sich in Stülpe,
westlich vom Spielplatz, die wahrscheinlich älteste und stärkste Stieleiche
unseres Landkreises. Sie hat einen Stammumfang von 7,40 m und eine Höhe von
ca. 25 m. Mit diesen Maßen zählt sie wahrlich zu den imposantesten
Baumrecken der Gegend. Die Stülper Eiche ist wahrscheinlich 500 bis 700
Jahre alt. Bisherige Recherchen konnten nicht belegen, welcher Funktion
gerade sie ihr langes Leben zu verdanken hat. Da die Eiche in fast
unmittelbarer Nähe des Schlosses und der Kirche in Stülpe steht, wäre
denkbar, dass sie eine Mittelpunktfunktion, vielleicht als Gerichts- oder
Versammlungsbaum, hatte.
Betrachtet man diesen "Recken" etwas genauer, kann man eine weitere kleine
Attraktion entdecken: Durch die großen Fraßgänge ist sichtbar, dass in
diesem Baum auch der zweitgrößte heimische Bockkäfer zu Hause ist - der
Heldbock. Mit einer Größe zwischen 30 und 56 mm ist auch er ein wahrer
Riese. Das Foto zeigt dies recht deutlich.
Da die Last der Krone die Stülper Eiche überforderte, hat sie im Jahr 2004
eine "altersgerechte" Hilfe erhalten. Dazu wurde die Krone etwas entlastet
und mit einem Seilsystem gesichert. Der Baum honoriert dies - die von ihm zu
versorgenden Teile treiben mit ungebrochener Kraft und zeugen somit vom
Lebenswillen des Methusalems. Natürlich sieht man dem Baum an, dass er sich
ein Leben lang mit den Menschen arrangieren musste. Die tiefrissige Borke,
die vielen Höhlungen, aber auch die Astwunden sind Beweise dafür. Aber er
hat es geschafft. Für uns sollte dies Mahnung und Verpflichtung sein, die
geballte Lebensweisheit zu achten und zu erhalten.
(Anmerkung der TFP: An dieser Stelle können wir nicht alle beeindruckenden Fotos angeben, sondern müssen uns auf eines beschränken - besuchen Sie den Baum und "machen sich selbst ein Bild").