Auf gutem Grund
Eine neue touristische Attraktion wurde am 18. Juni 2008 im Landkreis Teltow-Fläming ihrer Bestimmung übergeben: Der Boden-Geo-Pfad in den Sperenberger Gipsbrüchen und Klausdorfer Tongruben. Auf einer Länge von 12 Kilometern stellt er den Boden als lebenswichtiges Naturgut vor und informiert über die Entstehung und Nutzung der Sperenberger Gipsbrüche.
"Hier wird Geologie für jeden sichtbar und erlebbar", betonte Landrat Peer Giesecke anlässlich der Übergabe des Weges und wertete den Boden-Geo-Pfad als ganz besonderes Highlight. Er ergänzte: "Ich finde es sehr wichtig, dass man über seine Heimat Bescheid weiß. Dazu kann das Projekt in vorzüglicher Weise beitragen. Jetzt kommt es darauf an, es mit den anderen touristischen Angeboten der Region zu vernetzen." Peer Giesecke verwies in diesem Zusammenhang auch auf die interessante und bedeutsame Geschichte der Region. "Rund um Klausdorf gab es 1920 sechs Ziegeleien, die jährlich 56 bis 57 Millionen Ziegelsteine produzierten. Das erklärt das schnelle Wachstum von Berlin", fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. Heute ließen die ehemaligen Tongruben die Bodenschichtungen gut erkennen.
Frank Broshog, Bürgermeister der Gemeinde Am Mellensee, hofft darauf, künftig junge Wissenschaftler und Studenten in der Region begrüßen zu können. "Wir werden ihnen zeigen, dass sie für ihre Forschungen nicht bis nach Norwegen oder in den Schwarzwald fahren müssen". Als "Schatzkästchen für Geologen" bezeichnete denn auch Dr. Werner Stackebradt, Abteilungsleiter Geologie des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe, den neu angelegten Boden-Geo-Pfad und die Region.
Mit dem Boden unter unseren Füßen verbindet uns viel mehr als die Schwerkraft. So ist ohne Boden das Leben in seinen vielfältigen Formen nicht möglich. Fruchtbare Böden, auf denen Pflanzenwachstum und damit Primärproduktion möglich ist, sind Grundlage für tierisches und menschliches Leben und das Produkt der Lebenstätigkeit einer arten- und individuenreichen Gemeinschaft von Bodenorganismen. So leben in einer Handvoll humusreichen Bodens mehr Organismen als es Menschen auf der Erde gibt. Aber es ist nicht leicht, Böden in ihrer Vielfalt, Farbigkeit und in ihren bizarren Mustern zu betrachten.
Durch den Boden-Geo-Pfad in den Sperenberger Gipsbrüchen und Klausdorfer Tongruben wird der Boden als lebenswichtiges Naturgut nun auch einer breiten Öffentlichkeit näher gebracht. Durch Bodenprofile werden Böden wie Braunerde, Kolluviom, Niedermoor und auch anthropogene Böden erlebbar. Der Lehrpfad geht mit seinen 12 Infotafeln darüber hinaus auf die Entstehung und Nutzung der Sperenberger Gipsbrüche als geologische Besonderheit ein.
Im Rahmen des Projektes wurde bereits Ende 2007 in Sperenberg eine Metallstele, angefertigt vom Luckenwalder Künstler Manfred Stenzel, aufgestellt. Sie erinnert an die ehemals tiefste Bohrung der Welt, die zwischen 1867 und 1871 im Bereich des heutigen "Tiefbaus 2" angelegt wurde. In dieser 1.271,45 m tiefen Bohrung wurde die geothermische Tiefenstufe ermittelt. Sie besagt, dass alle 33,7 m die Temperatur in der Tiefe um jeweils 1°K zunimmt.
In Klausdorf widmet sich der Lehrpfad auch den ehemaligen Tongruben und den einst zahlreichen Ziegeleien. Die Nutzungsgeschichte der Rohstoffe Gips und Ton war eng verbunden mit dem Ausbau der Infrastruktur. Zunächst war es der Nottekanal, der Sperenberg und Klausdorf mit Berlin verband. Ab 1875 übernahm die Königlich-Preußischen-Militäreisenbahn diese Rolle.
Heute kann man auf den Gleisen der ehemaligen Militäreisenbahn mit der Draisine direkt bis zum Boden-Geo-Pfad fahren. Der Lehrpfad mit einer Gesamtlänge von 12 Kilometern ist so konzipiert, dass er in den beiden Teilbereichen auch unabhängig voneinander erkundet werden kann.
Zur Eröffnung des Lehrpfades wurde auch eine umfangreiche Begleitbroschüre vorgestellt, die u. a. in der Sperenberger Heimatstube und in der Kreisverwaltung erworben werden kann. Projektträger des Boden-Geo-Pfades ist der Landkreis Teltow-Fläming; Amt für Landwirtschaft und Umwelt. Mit der Konzeptentwicklung und Realisierung wurde das Büro Umweltconsulting Dr. Christian Hoffmann aus Berlin beauftragt. Die Finanzierung des Boden-Geo-Pfades erfolgte durch Mittel der integrierten ländlichen Entwicklung (IlE) und durch MAE-Stellen, die durch den VAB Luckenwalde betreut wurden.
Nächstes Projektziel ist die Freischaltung einer eigenen Homepage mit weiteren Informationen über den Lehrpfad und über Böden und geologische Besonderheiten im Landkreis Teltow-Fläming.
www.boden-geo-pfad.de