Das Museum Des Teltow

Ostern 1899, vor nunmehr 110 Jahren, wurde das Schulhaus in der Wünsdorfer Schulstraße eingeweiht - seit 15 Jahren beherbergt es das Museum des Teltow

Das Jahr 2009 bringt für das markanteste Gebäude in der Wünsdorfer Schulstraße gleich zwei Jubiläen: vor 110 Jahren wurde es als Dorfschule eingeweiht und seit nunmehr 15 Jahren befindet sich hier das Museum des Teltow.

Gemeinhin wird der 28. September 1717 als das Datum angesehen, an dem in Preußen die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde. König Friedrich Wilhelm I. - der „Soldatenkönig“ - befahl in einem Generaledikt, „daß hinkünfftig an denen Orten, wo Schulen seyn, die Eltern bey nachdrücklicher Straffe gehalten seyn sollen Ihre Kinder ... im Winter täglich und im Sommer wann die Eltern die Kinder bey ihrer Wirthschafft benötiget seyn, zum wenigsten ein oder zweymahl die Woche ... in die Schuel zuschicken.“

Wie die Ersterwähnungen von Schulen oder Schulmeistern in Orten des Teltow zeigen, gab es zu dieser Zeit, wie auch in anderen Teilen Preußens, bei weitem nicht in allen Dörfern einen Schulunterricht. Das änderte sich erst etwas in der Regierungszeit Friedrichs II. 1763 wurde in einem General-Landschulreglement gefordert, dass die Kinder vom 5. oder 6. bis zum 13. oder 14. Lebensjahr die Schule zu besuchen hätten. Der tägliche Unterricht sollte im Winter sechs und im Sommer drei Schulstunden umfassen. Die Volksschule hatte die Aufgabe, den Kindern das Lesen und einige Fertigkeiten im Schreiben und Rechnen beizubringen und sie zur Gottesfurcht und zum Gehorsam gegenüber der Obrigkeit zu erziehen. Der Religionsunterricht spielte dabei eine besondere Rolle. Die Durchsetzung der Schulpflicht nahm jedoch noch einen längeren Zeitraum in Anspruch. 1816 besuchten erst 60 Prozent der schulpflichtigen Kinder im Alter zwischen 7 und 14 Jahren in Preußen eine öffentliche Schule. Bis 1846 erhöhte sich der Anteil auf 82 Prozent.

Die Schulen waren Konfessionsschulen. Daher agierten die örtlichen Geistlichen als Lokalschulinspektoren, die Superintendenten als Kreisschulinspektoren. Erst nach dem Ende der Monarchie wurde 1919 in Artikel 144 der Verfassung der Weimarer Republik festgelegt, dass „das gesamte Schulwesen … unter der Aufsicht des Staates“ steht. … „Die Schulaufsicht wird durch hauptamtlich tätige, fachmännisch vorgebildete Beamte ausgeübt.“

Die Kommunen waren im 18. und 19. Jahrhundert zuständig für den Schulbau und die Lehrerwohnung, für Lehr- und Lernmittel und für die Lehrerbesoldung. Sie trugen die finanzielle Hauptlast, Mitte des 19. Jahrhunderts fast 75 Prozent. Die Zuschüsse des Staates machten knapp 5 Prozent aus. Etwa 20 Prozent waren durch das Schulgeld der Eltern der schulpflichtigen Kinder abgedeckt. Erst 1888 wurde in Preußen für die Volksschüler die Schulgeldfreiheit gesetzlich eingeführt.

Diese Bedingungen erklären auch, warum in kleinen Dörfern erst spät Schulen eingerichtet und Neubauten von Schulgebäuden lange verzögert wurden, warum viele Lehrer mit dem kargen Einkommen ihre Familie nicht ernähren konnten und noch ein Handwerk ausübten, zum Beispiel als Schneider, und warum Eltern ihre Kinder auch deshalb nicht zur Schule schickten, weil sie das Schulgeld nicht aufbringen konnten.

Die Wünsdorfer Schulgeschichte lässt sich bis etwa 1796 zurückverfolgen. Seinerzeit bestanden noch zwei Dörfer, Nächst- und Fern-Wünsdorf. Ein Hirtenhaus diente damals zugleich als erstes Schulhaus. Das zweite stand gegenüber der Kirche und ist durch den großen Brand von 1838 vernichtet worden. Am 28. September 1844 konnte dann die neue Schule, das heutige Pfarrhaus, eingeweiht werden.

Das vor 110 Jahren eingeweihte dritte Schulhaus, von dem an dieser Stelle die Rede sein soll, wurde 1898/99 eigens zu diesem Zweck errichtet und diente diesem viele Jahre. Anfangs wurde nur ein großer Raum im Erdgeschoss auf der Straßenseite für den Unterricht genutzt. Daneben befand sich ursprünglich die Lehrerwohnung mit Wohnzimmer, Küche und Speisekammer, Schlaf- und Kinderzimmer.

Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam liegen Akten, die einiges über Planung und Umsetzung des Schulneubaus vor 110 Jahren erzählen und interessante Einblicke in die Wünsdorfer Schulverhältnisse um 1900 gestatten. Dabei handelt es sich um Unterlagen der Königlichen Regierung in Potsdam betreffs Einrichtung der Schule und Anstellung der Lehrer bzw. Bau und Unterhaltung des Schulhauses und die Schulverwaltung.

Wie schon erwähnt und nicht nur für Wünsdorf typisch, waren die baulichen Verhältnisse für den Schulbetrieb völlig unzureichend, wie aus regelmäßigen Berichten der Königlichen Kreisschulinspektion über den Zustand der Schule, den Unterricht, die Qualifikation der Lehrer und ähnliches mehr hervorgeht. So heißt es beispielsweise in einem Bericht vom 24. August 1896: „Die Aborte entsprechen den Anforderungen der Jetztzeit nicht in erforderlichem Maße. Der Kreisschulinspector gz. Sandmann.“ Anders als in den Gutsdörfern übte die Königliche Regierung in Potsdam, speziell die Abteilung für Kirchen- und Schulwesen, das Patronat über die Wünsdorfer Schule aus. Sie war daher in besonderem Maße Ansprechpartnerin, wenn es um die bauliche Unterhaltung von Gebäuden oder gar einen Neubau ging.

Wann genau der Gedanke in der damaligen Gemeinde Wünsdorf entstand, ein neues Schulhaus zu errichten, konnte noch nicht geklärt werden. Jedoch steht fest, dass der Schulneubau am 4. November 1897 von den Gemeindevertretern beschlossen worden ist. In dem Beschluss heißt es: „Zur Verhandlung über die Anstellung eines zweiten Lehrers und die Beschaffung der erforderlichen Schulräumlichkeiten war auf heute dieser Termin anberaumt, zu welchem ausweislich der beigefügten Vorladungen die sämmtlichen Mitglieder der Gemeindevertretung und die Hausväter der Schulgemeinde Wünsdorf ordnungsmäßig eingeladen worden waren unter Angabe der Gegenstände der Berathung, sowie mit dem Hinweise darauf, daß die Nichterscheinenden sich den gefaßten Beschlüssen zu unterwerfen haben. Eingefunden hatten sich die nebenstehend Genannten in beschlußfähiger Zahl. Dieselben beschlossen mit Stimmeneinheit: Die Anstellung eines zweiten Lehrers soll erfolgen, sobald das zweite Klassenzimmer und die erforderlichen Wohnräume für den Lehrer durch Neubau beschafft sind; Miethsräume sind hier nicht zu haben.“

Offensichtlich hatte man zunächst überlegt, das neue Schulhaus in ganz unmittelbarer Nachbarschaft zum bis dahin bestehenden zu errichten, stellte dann aber folgendes fest: „Die vom alten Schulhause nach Osten hin belegenen Gartenparzellen sind unseres Erachtens als Bauplatz ungeeignet, weshalb vor mehreren Jahren schon eine Parzelle … für 1200 M. angekauft worden ist, dieselbe liegt allerdings 250 Schritte westwärts von dem alten Schulhause entfernt und wird deshalb von dem Localschulinspector als ungeeignet bezeichnet. Wir wollen auf dieser Parzelle ein zweites Schulhaus mit einer Klasse und einer Wohnung für einen verheiratheten Lehrer erbauen in der Voraussetzung, daß die Königliche Regierung mit diesem Vorhaben sich einverstanden erklärt; wir bitten, dieses Einverständnis zunächst einzuholen. Das Bauproject soll demnächst eventl. beschafft werden.“

Schon am 13. November 1897 wurde das Vorhaben der Gemeinde durch den Kreis Teltow befürwortet. In einem Schreiben an die Königliche Regierung in Potsdam, Abheilung für Kirchen- und Schulwesen, heißt es: „Der Orthsschulinspector, Pfarrer Franke in Zossen ist der Ansicht, daß die Schulräume nahe bei einander liegen müssten, wenn nicht ein neues Schulhaus mit 2 Klassen gebaut werden soll. Die Gemeinde will nach dem Beschlusse vom 4. d. M. ein zweites Schulhaus mit einer Schulklasse und Wohnung für einen verheiratheten Lehrer auf der in dem Lageplan B. angedeuteten Baustelle errichten, da die östlich von dem alten Schul= und Küsterhause belegenen Gärten= und Wiesenstücke ungeeignet erscheinen. Das Terrain senkt sich nach dem auf dem hinteren Theile der Grundstücke befindlichen Wassertümpel und würde nur mit ausserordentlichen Aufwendungen für Aufhöhung zweckentsprechend hergerichtet werden können. Außerdem würde die Bauflucht ungefähr auf die auf dem Lageplan mit a-b bezeichnete Linie gelegt werden müssen, um eine Verunstaltung des Straßenzuges zu verhüten. Dem Bedenken des Schulinspectors kann ich nicht beitreten. Die Entfernung der beiden Schulhäuser wird nur eine geringe sein und würden durch dort Wohnen eines verheiratheten Lehrers in dem neuen Schulhause genügende Garantien für die erforderliche Aufsicht geboten. Ich bitte, mit dem Plan der Gemeinde sich grundsätzlich einverstanden zu erklären.“ Und vom selben Absender erging am 12. Mai 1898 ein Schreiben nach Potsdam: „Bei der Aufstellung des Bauprojects sind die ministerialen Entwürfe, soweit es die örtlichen Verhältnisse zuließen, berücksichtigt. … Ich bitte um Genehmigung derselben.“

Nur fünf Tage zuvor hatte die Wünsdorfer Gemeindevertretung „über die Aufbringung der durch den Neubau eines zweiten Schulhauses entstehenden Kosten“ verhandelt und mehrheitlich beschlossen, „das von der Firma Sels & Köpke unterm 31. Maerz angefertigte Bauproject zur Ausführung anzunehmen und zur Bestreitung der auf 16875 M. veranschlagten Baukosten, somit sie nicht durch den zu diesem Zweck angesammelten Baufond gedeckt werden – letzterer beläuft sich z.Zt. auf rd. 3800 M. – bei der Kreissparkasse eine Anleihe von 13000 M. aufzunehmen. Der Rest soll aus dem Ertrage der Umsatzsteuer gedeckt werden. Die Hand= und Spanndienste werden nicht in natura geleistet.“

Von Seiten der Königlichen Regierung in Potsdam gab es keine Bedenken. Bereits am 4. Juni erging ein Schreiben an Landrat Stubenrauch: „Der Entwurf für den Bau eines zweiten Schulhauses in Wünsdorf folgt von Schulaufsicht … genehmigt zurück. Die Fertigstellung des Baus ist rechtzeitig anzuzeigen.“

Wie und wann der Bau konkret vollzogen wurde, darüber schweigen die Akten der Potsdamer Regierung. Vermutlich war das Verhandlungsgegenstand zwischen der Gemeinde Wünsdorf und der bauausführenden Firma. Gesichert ist jedoch der Termin der Fertigstellung und die Tatsache, dass es finanzielle Probleme gegeben hat. Schenkt man der Inschrift am Museumsgebäude Glauben, so ist der Bau 1898 errichtet worden. Es ist zu vermuten, dass der Rohbau demzufolge in der zweiten Jahreshälfte errichtet worden ist. Da der Schulbetrieb jedoch erst einige Monate später aufgenommen wurde, mögen im ersten Quartal 1899 Innenausbau und -einrichtung erfolgt sein.

Doch lassen wir wieder die Akten sprechen: In einem Schreiben aus dem Landratsamt des Kreises Teltow an die Königliche Regierung heißt es am 27. April 1899: „Der Bau des zweiten Schulhauses in Wünsdorf ist nach Anzeige des Gemeindevorstehers nunmehr fertiggestellt.“

Das genaue Datum der Einweihung ergibt sich aus dem „Bericht über den am 4. September 1899 ermittelten Zustand der Schule zu Wünsdorf“. Darin heißt es unter Punkt F: „Ostern ist ein neues massives Schulhaus für die 2te Klasse bezogen worden.“ Das mag nicht ganz dem Zufall überlassen worden sein, begann seinerzeit doch das neue Schuljahr noch jeweils zu Ostern. 1899 fiel dieses wichtige Fest auf den 2. April (Ostersonntag). In unserer heutigen Mediengesellschaft wäre sicherlich umfassend über ein solches Ereignis berichtet worden. Im Teltower Kreisblatt lässt sich leider nichts über die Tatsache selbst und möglicherweise damit verbundene Feierlichkeiten finden.

„1. Lehrer“ der Schule war zu diesem Zeitpunkt der 48-jährige Ernst Schulz. Die zweite Lehrerstelle, um deren Einrichtung es ja parallel zum Neubau des Schulhauses gegangen war, wurde durch den damals erst 20 Jahre alten Friedrich Dechert besetzt. Erwähnt sei noch, dass auch das Schulhaus am Kirchplatz noch über Jahre als solches genutzt worden ist, wie aus den Berichten der Kreisschulinspektion hervorgeht.

Das Protokoll einer kreisärztlichen Besichtigung vom 15. April 1903 erlaubt interessante Einblicke in den Zustand beider Schulhäuser und die allgemeinen Verhältnisse. 24 Knaben und 26 Mädchen besuchten das damals neue Gebäude „an einer ruhigen Nebenstraße“. Die „Reinlichkeit der Körper und der Kleider ist genügend, auch der allgemeine Ernährungszustand ... Nach den Angaben des Lehrers sind zwei kurzsichtig, keines schwerhörig.“ Alle wurden in einem Klassenraum unterrichtet. 10 Bänke waren dort so aufgestellt, dass zwei Seitengänge existierten. Das Außengelände wurde u. a. als Turnplatz genutzt, wofür auch entsprechende Geräte vorhanden waren. Ebenfalls auf dem Hof befand sich der Brunnen, 25 Meter von der Abortgrube entfernt. Es gab eine Abflussrinne, „so daß keine Bedenken gegen denselben bestehen“.

Kaum war das Gebäude seiner Bestimmung übergeben worden, da richtete Gemeindevorsteher Brachmüller am 4. Mai 1899 ein Schreiben an die Königliche Regierung in Potsdam, Abheilung für Kirchen- und Schulwesen. Darin bat er wegen der hohen Gemeindeschulden um einen finanziellen Beitrag zur Finanzierung des Schulneubaus. Die Gemeinde hätte ein Darlehen in Höhe von 11.000 Mark bei der Sparkasse des Kreises Teltow aufgenommen. Warum die Kreditaufnahme nicht 13.000 Mark betrug, wie noch ein Jahr zuvor beschlossen, geht aus den Akten nicht hervor. Die Antwort kam noch im selben Monat und fiel knapp aus: „Wir sind zur Bewilligung einer Beihilfe zu den Kosten des bereits fertig gestellten 2ten Schulhauses nicht in der Lage.“ Das Feilschen um eine finanzielle Beteiligung führte schließlich zu einem Kompromiss, der sich im Schreiben der Abteilung für Kirchen- und Schulwesen an die Abtheilung für direkte Steuern, Domainum und Forsten vom 22. November 1900 widerspiegelt: „Da aber der Fiskus in Wünsdorf Patron und Gutsherr ist, so wird auf Grund der Oberverwaltungsgerichtsentscheidungen die Frage nochmals zu erörtern sein, ob die Voraussetzungen … vorhanden sind, bejahendenfalls hat Fiskus zu dem zweiten Schulhause das Holz frei herzugeben.“ Und im Januar 1901 bewilligte die Königliche Regierung in Potsdam in Schreiben an den Gemeindevorsteher in Wünsdorf und den Landrat des Kreises Teltow in der Berliner Viktoriastraße nachträglich die kostenlose Bereitstellung von Holz für den Bau des zweiten Schulhauses „aus der Oberförsterei Cummersdorf“.

Nur wenige Jahre später entstanden bei Zossen und Wünsdorf Kasernenanlagen und ein großer Truppenübungsplatz. Aus dem bis dahin beschaulichen Bauerndorf wurde ein wichtiger Militärstandort. Das hatte vielfältige Folgen, auch für die Einwohnerzahl. Lebten 1871 noch 576 Einwohner in Wünsdorf, so wuchs deren Zahl bis 1925 auf 1.296 an. Wieder benötigte die Gemeinde ein neues Schulhaus. Es entstand in den Jahren 1929/30 in der Chausseestraße. 1937 erfolgten dort wesentliche bauliche Erweiterungen. So wurde die neue Schule von 1899 zur „alten Schule“. Über die Konsequenz, dass der neu eingerichtete Truppenübungsplatz zu einem Bevölkerungswachstum führen und letztlich einen Schulneubau erforderlich machen würde, war man sich anscheinend schon sehr früh im Klaren. So heißt es im Bericht der Kreisschulinspektion vom 19. September 1911, dass die Gemeinde beabsichtige, ein neues Schulhaus zu errichten. Warum es bis zur Umsetzung dieses Vorhabens noch eineinhalb Jahrzehnte gedauert hat, bedarf weiterer Forschungen und hängt vermutlich mit dem Ersten Weltkrieg und dessen Folgen für den Militärstandort Zossen-Wünsdorf zusammen.

Gab es in der „alten Schule“ zunächst nur einen Klassenraum, so wurden aus der ursprünglichen Lehrerwohnung im Erdgeschoss später noch zwei weitere Unterrichtsräume. 1965/66 entstand durch Umbauarbeiten im Obergeschoss ein vierter Klassenraum, ein Lehrerzimmer und eine kleine Innentoilette. In nunmehr vier Räumen erfolgte ab diesem Zeitpunkt ein zweizügiger Unterricht für die Klassenstufen 3 und 4. Es liegt übrigens sehr im Interesse des heute in dem Gebäude beheimateten Museums und seiner Besucher, Fotografien vom Schulgebäude zu erhalten. Wer helfen kann, melde sich bitte telefonisch unter 033702-66900.

Im März 1992 beschloss der Kreistag die Einrichtung eines Kreisheimatmuseums. Damit nahm er eine Tradition auf, die 1927 im damaligen Kreishaus begonnen und über Zossen (1935 bis 1952) nach Mahlow geführt hatte, wo das Museum des Teltow 1968 aufgelöst worden ist. Mit der Wiedereinrichtung des Museums und seinem Bekenntnis zu dessen Trägerschaft hat der Landkreis eine Lücke geschlossen, die durch die Schließung 1968 entstanden war und von Zeitzeugen damals als „moderne Kulturbarbarei“ verstanden worden ist. In deren Konsequenz waren seinerzeit wesentliche Teile der über die Kreisgrenzen hinaus bekannten Sammlungen verloren gegangen oder infolge falscher Lagerung zerstört worden. Als Museumsgebäude wählte man 1992 das heute unter Denkmalschutz stehende und zu diesem Zeitpunkt leer stehende ehemalige Schulhaus von Wünsdorf aus. Kein Neubau also, sondern ein Standort mit Geschichte und jetzt auch für Geschichte. Ein Erbbaupachtvertrag zwischen der Gemeinde Wünsdorf (heute Ortsteil von Zossen), der das Gebäude gehört, und dem Landkreis als Träger der Einrichtung wurde geschlossen. Finanziert durch den Landkreis, das Land Brandenburg (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und das Dorferneuerungsprogramm des Amtes für Agrarordnung Schlieben erfolgten in den Jahren 1993 und 1994 Renovierung und Ausstattung des Hauses.

Die Wiedereröffnung des Museums am 2. Oktober 1994 ist vielfach dahingehend interpretiert worden, dass damit ein „weißer Fleck" in der brandenburgischen Museumslandschaft ausgefüllt worden sei. In den nunmehr knapp 15 Jahren seiner Existenz am Standort Wünsdorf hat sich die Kultur- und Bildungseinrichtung auch in ökonomisch schwierigen Zeiten und mit äußerst beschränktem personellem Aufwand einen guten Ruf in der brandenburgischen Museums- und Geschichtslandschaft erworben. Besucher der Einrichtung bekommen von den vielfältigen Aufgaben eines Museums in der Regel nur die sichtbaren Resultate in Form von Ausstellungen zu Gesicht. Sehr viele von Ihnen äußern sich dennoch im Gästebuch oder gegenüber dem Museumspersonal. Sie empfinden es als sehr wohltuend, dieses geschichtsträchtige und unter Denkmalschutz stehende Gebäude als ein öffentlich betriebenes und zugängliches Haus des Sammelns und Bewahrens, der Forschung und des Vermittelns von Geschichte und regionaler Identität genutzt zu wissen.





Silvio Fischer

Landkreis Teltow-Fläming
Leiter des Museums Des Teltow