Dahlewitz

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes „Dolwiz” ist aus dem Jahre 1305 nachzuweisen, 70 Jahre vor dem berühmten Landbuch von Kaiser Karl dem IV, in welchem die meisten anderen Brandenburger Ortschaften ihre Ersterwähnung finden. Bereits 1305 hat es die Dahlewitzer Kirche am heutigen Standort gegeben, die damit zugleich einer der ältesten Sakralbauten Brandenburgs ist. Zu Zeiten von Friedrich II. gab es zahlreiche Meliorationsprojekte in ganz Preußen, die aus ehemaligen Sümpfen viel Neuland für die Bauern schufen. In Dahlewitz wurden diese Ideen praktisch aufgegriffen und der ehemalige Grenzgraben wurde zur Entwässerung so ausgebaut, dass er mit flachgehenden Booten befahren werden konnte. Mit acht Stauschleusen bis Mittenwalde gelang das Projekt und erfüllte gleichzeitig zwei Zwecke: Die Sümpfe wurden entwässert, und der dort vorhandene Torf konnte als begehrtes Brennmaterial bequem auf dem Wasserweg nach Berlin transportiert werden. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das (heute abgebrannte) Gut, das bereits seit 1428 als Rittersitz „Wilmersdorf zu Dahlewitz” existierte, zu einem wirtschaftlichen Motor des Ortes. Von 1897 an folgte dann Neuerung auf Neuerung. Mit der Errichtung des Wasserturms wurde die Wasserversorgung für das gesamte Gutsgelände deutlich verbessert, neue Wohnhäuser für Gutsarbeiter entstanden, und sogar der Bau einer eigenen Gutsbahn mit elektrischer Oberleitung wurde begonnen. Sie funktionierte bis 1946. Im schönen Dahlewitz steht ein besonderes Stück Architekturgeschichte, trotz schlecht ausgereifter Bauphysik, klemmender Balkontüren und seltsam anmutenden Fenstern: Seit 1920 wohnte mit dem Architekten Bruno Taut ein in seiner Zeit sehr berühmter Architekt in der Dahlewitzer Wiesenstraße 13. Hier baute er sein eigenes Haus, das heute ziemlich originell anmutet, aber für damalige Verhältnisse sehr ökologisch gestaltet ist. So ist im Gegensatz zu den schneeweißen nach Nord und Süd zeigenden Seiten die zur Straße zeigende Ostseite schwarz, um die Wärme der Vormittagssonne einzufangen. Wenn Dahlewitz also jetzt 700 Jahre alt wird, kann das ein wirklich guter Anlass sein, das Auto nicht an der Schranke, sondern auf dem Parkplatz stehen zu lassen und mitzufeiern, oder einen würdigen, alten und sehenswerten Ort zu besichtigen. Herzlichen Glückwunsch, Dahlewitz. Text: Thomas Görner