Fontanewanderweg im Fontanejahr gesperrt

Im Fontane-Jubiläumsjahr ist der Fontanewanderweg an der Nuthe zwischen Potsdam und Nuthetal wegen Astbruchgefahr gesperrt worden. Nuthetals Wanderwegewart ist sauer, weil ein altes Problem, das zur Sperrung führte, immer noch ungelöst ist.

Wegen Astbruchgefahr hat Potsdam den Fontanewanderweg F 4 an der Nuthe gesperrt. Betroffen ist der Abschnitt zwischen der Straße Am Buchhorst und dem Steg an der Heiztrasse, der an den Drewitzer Nuthewiesen über den Fluss führt. In der Nachbargemeinde Nuthetal sorgt die Sperrung für Unmut, weil damit ein wichtiger Weg gekappt ist, der durch die Kommune führt. „Von Bergholz-Rehbrücke kommen die Leute jetzt nicht mehr zu Fuß an der Nuthe entlang nach Potsdam und auch der Weg nach Alt Drewitz, zum Kirchsteigfeld und zum Stern ist dicht“, sagte Nuthetals Wanderwegewart Rudi Hommel und fügte hinzu: „Ausgerechnet im Fontanejahr wird der Fontanewanderweg gesperrt.“

„Der Weg wurde aus Verkehrssicherungsgründen gesperrt“, sagte Christine Homann, Pressesprecherin der Stadt Potsdam. An dem Abschnitt „steht ein maroder Altbestand an Pappeln“. Wie morsch die Bäume tatsächlich sind, wurde laut Homann erst jüngst bei einer Baumschau festgestellt. „Fällungen sind aktuell nicht möglich. Artenschutzvorschriften erlauben keine Fällungen in der Vegetationsperiode“, sagte die Stadtsprecherin.

Nuthetals Wanderwegewart befürchtet, dass mit der Sperrung automatisch auch die Wegeabschnitte dahinter in Richtung Bergholz-Rehbrücke und Saarmund in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Vegetationsperiode endet erst im Oktober, vorher dürfen auch die morschen Pappeln an der Nuthe nicht gefällt werden. „Ist der Weg längere Zeit gesperrt, wird der Abschnitt dahinter auf der anderen Seite der Nuthe Richtung Bergholz-Rehbrücke zuwachsen. Dann muss das später mit einem Riesenaufwand wieder freigeschnitten werden“, so der Wanderwegewart.

Besonders bedauerlich findet Hommel die Sperrung des Stegs an der Heiztrasse, der auf Potsdamer Terrain über die Nuthe führt. 2011 war der Steg in einen öffentlich nutzbaren Weg umgewandelt worden, um der Gemeinde Nuthetal zu helfen, die zu dem Zeitpunkt ihre Königsbrücke verloren hatte. Die 1994 erbaute Königsbrücke war der einzige Nutheübergang für Spaziergänger in Bergholz-Rehbrücke. Sie war zehn Jahre nach ihrer Errichtung allerdings schon so marode, dass sie 2004 gesperrt und 2011 abgerissen werden musste. Der Nutzung des Stegs an der Heiztrasse, die einem Privatunternehmen gehört, waren Gespräche zwischen Potsdam und Nuthetal vorausgegangen. Mit der Firma hatte die Landeshauptstadt dann einen Gestattungsvertrag abgeschlossen. „Herr Jakobs, der damalige Oberbürgermeister, hatte sich persönlich dafür eingesetzt, dass der Wartungssteg öffentlich nutzbar wird“, erzählte Hommel.

Die Hauptverantwortung für Wegesperrungen an der Nuthe sieht er nach wie vor beim Land Brandenburg, „das seine Versprechungen nicht eingehalten hat“. Der Wanderwegewart erinnert an den „Pappelgipfel“ im Herbst 2017, als Vertreter von Land, Landkreisen und Kommunen an einem Tisch saßen, um eine Lösung zu finden.

Damals hatte sich das Land bereiterklärt, dort, wo eine unmittelbare Gefahr besteht, morsche Pappeln an Nuthe und Nieplitz fällen zu lassen – und zwar unabhängig davon, auf welchem Terrain die Bäume stehen. Vor dem besagten Gipfel waren Wanderwege an Nuthe und Nieplitz in den Landkreisen Potsdam-Mittelmark und Teltow-Fläming nach einem Sturm mehr als vier Monate lang wegen Astbruchgefahr gesperrt. Solange war auch die Gewässerunterhaltung durch die dafür zuständigen Wasser- und Bodenverbände lahmgelegt. „Kurz nach dem Pappelgipfel kam der nächste Sturm und die Verabredungen waren wieder vergessen“, so Hommel. Das Land habe zwar Sturmschäden beseitigt, „aber das grundsätzliche Problem ist nicht gelöst worden“. Für ihn heißt die Lösung: „Die total überalterten Pappeln an der Nuthe müssen auf Kosten des Landes gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt werden.“ Das Land sieht er in der Verantwortung, „weil die Nuthe ein Landesgewässer ist“. Privatleute, die Uferflächen besitzen und diese Pappeln nicht gepflanzt haben, könnten das Problem nicht lösen, sagte Hommel.

„Auf eigenen Flächen hat das Land etwas unternommen und morsche Pappeln gefällt“, sagte Nuthetals Bauamtsleiter Rainer vom Lehn. Eine Anweisung, gefährdete Pappeln auch auf privaten Flächen an der Nuthe zu fällen, sei nach seinem Kenntnisstand bisher nicht erfolgt. „Der Sturm damals hat das Problem dort auch nicht gelöst.“ Soll heißen: Viele morsche Pappeln sind stehen geblieben. Das Land müsse zunächst für klare Zuständigkeiten sorgen, so vom Lehn.

„Solange die überalterten Pappeln stehen, bekommen wir nach jedem Sturm neue Wegsperrungen“, sagte Hommel. Er fordert einen neuen „Pappelgipfel „mit verbindlichen Vereinbarungen“ und einen Zeitplan, „wie das Sicherheitsproblem an der Nuthe gelöst werden kann“. Wege-Sperrungen funktionieren nicht. Die Absperrgitter, mit denen der Fontanewanderweg auf Potsdamer Gebiet wegen Astbruchgefahr dicht gemacht wurde, haben Leute, die den Weg nutzen, teilweise schon wieder beiseite geräumt.


Streitfrage: Wer ist auf privaten Uferflächen zuständig?

Zwischen den Landkreisen, Kommunen und dem Land ist die Frage strittig, wer für Bäume auf privaten Flächen im Uferbereich zuständig ist.

Das Land vertritt die Ansicht, es sei für das Gewässer bis zur Böschungsoberkante verantwortlich.

Die Landkreise dagegen sehen das Land bei einem Landesgewässer 1. Ordnung auch für den nahen Uferstreifen samt der Bäume darauf zuständig. Nach dieser Auffassung müsste das Land morsche und gefährdete Pappeln an den Ufern von Nuthe und Nieplitz beseitigen, auch wenn die Flächen im Uferstreifen nicht dem Land gehören.

Von Jens Steglich
MAZ-online
3.6.2019
https://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam-Mittelmark/Astbruchgefahr-Potsdam-sperrt-Fontanewanderweg