Nisthilfe für Schwalben
Mitte Juni - wir befinden uns inmitten der Brutzeit vieler heimischer Vogelarten. Besonders die Zugvögel, die erst ihre weite Anreise aus dem südlichen oder mittleren Afrika bewältigen müssen, schaffen es kaum, ihre Eier früher auszubrüten und füttern jetzt fleißig ihre Jungvögel. Ob der Drosselrohrsänger oder der Steinschmätzer aus dem südlichen Afrika zurück sind, interessiert wohl nur den einen oder anderen Vogelkundler. Bei Störchen, Staren und Schwalben sieht das schon ganz anders aus. Besonders die Ankunft der Störche wird vielerorts jedes Jahr freudig erwartet und Ankunftsdatum nebst Anzahl der Jungvögel über viele Jahre hinweg anschaulich dokumentiert.
Mit den Mehlschwalben hat es aber seine besondere Bewandtnis - und das nicht zur Freude jedes Hauseigentümers. Allgemein bekannt dürften die kunstvollen, aus lehmiger Erde gebauten Kugelnester sein, die an rechtwinkligen Kanten meist oben unter dem Dach aber auch in Fensterleibungen angebracht werden. Meist geht es nicht um ein einzelnes Nest, sondern um eine ganze Kolonie, denn wo eine Schwalbe anfängt zu bauen, findet sich in kürzester Zeit auch die Verwandtschaft ein.
Sicherlich freuen sich viele an den rasanten Fliegern, und mit Hilfe eines Fernglases gelingen auch interessante Beobachtungen des Familienlebens der Schwalben. Vor allem die unglaubliche Anzahl von etwa 20 Millionen Insekten (davon sehr viele Mücken), die eine Schwalbenfamilie in der Saison vertilgt, verschlägt einem die Sprache und erspart uns wohl den ein oder anderen unangenehmen Stich.
Nun haben die Tiere in den vergangenen Jahren scheinbar eine Vorliebe für frisch renovierte helle Fassaden entwickelt. Kaum ist das Häuschen frisch gestrichen, kommen die Schwalben und kleben ihre erdigen Nester an die strahlende Fassade. Oder die Schwalbennester sind einer Sanierung im Weg, und da sie durch das Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt sind, ist es verboten, die Nester einfach zu entfernen.
Diese Erfahrung haben z. B. die Wohnungsbaugesellschaft Blankenfelde in der Käthe-Kollwitzstraße und das Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau in Großbeeren gemacht. Da ist erstmal guter Rat teuer. Inzwischen ist man nach anfänglichen Konflikten in Blankenfelde in engagierter Kooperation zwischen Bauherren und Behörde ein gutes Stück weiter gekommen.
Sowohl in Blankenfelde als auch in Großbeeren wurden so genannte Schwalbentürme aufgestellt, die den Tieren einen Ersatznistplatz bieten sollen. Sie sind etwa 4,5 m hoch und bestehen aus einem Pfahl und einem aufgesetzten Dach, an dem die Schwalben brüten können. Spannend war auch für die Experten, ob die Türme gleich im ersten Jahr angenommen werden würden. Gute Erfahrungen hatte man bereits in Jühnsdorf am Kindergarten gesammelt, wo ein solcher Turm sofort angenommen wurde. In den beiden geschilderten Fällen lautet die Bilanz bisher 50:50.
In Großbeeren wurde der Turm inzwischen akzeptiert, während die Schwalben in Blankenfelde immer noch versuchen, an ihren angestammten Fassaden zu bauen. Die Wohnungsbaugesellschaft Blankenfelde hat inzwischen viel unternommen, um die Sanierung ihrer Wohnanlage und den Vogelschutz unter einen Hut zu bringen. Denn nicht nur Schwalben, sondern auch die selteneren Mauersegler, die durch ihr lautes Kreischen und truppartiges Auftauchen auffallen, hatten in den unsanierten Wohnblocks mit zahlreichen Paaren in kleinen Ritzen unter dem Dach gebrütet. In zwei Wohnblocks wurden nun Nistkästen in die Fassade integriert, die nur durch eine kleine Öffnung auffallen und ansonsten in der Isolierung der Giebelseiten verschwinden. Sie wurden in dieser Saison auch bereits von den Mauerseglern angenommen.
Es hat sich also gezeigt, dass mit einigem guten Willen und gegenseitigem Verständnis durchaus Lösungen im Sinne eines weitgehend ungestörten Bauablaufs und eines effektiven Vogelschutzes erreicht werden können. Voraussetzung dafür ist allerdings immer eine möglichst frühzeitige Beteiligung der Naturschutzbehörde bereits bei der Planung der jeweiligen Baumaßnahmen. Bei allen Fragen des Artenschutzes an Gebäuden, seien es Fledermäuse, Schwalben, Mauersegler Störche oder Schleiereulen, kann man sich über Hilfsmaßnahmen bei der Unteren Naturschutzbehörde informieren. Ansprechpartner ist Hans-Joachim Sommer, Tel. 03371) 6082504.