Saalow, das Mühlendorf

Fontane über Saalow ... Auf dem Plateau des Teltow, ziemlich halben Weges zwischen Trebbin und Zossen, liegt das Dörfchen Saalow. Elsbruch, Kiefernwald und sandige Höhen fassen es ein, und die letzteren, die den grotesken Namen der „Höllenberge” führen, bilden neben einem benachbarten See, der „Sprotter Lache”, so ziemlich die ganze Poesie des Orts. Wir kommen von Großbeeren her, haben eben das Dorf Schünow passiert, und zwischen Wald und Bruchland unsern Weg verfolgend, erreichen wir zuletzt eine kurze Maulbeerbaumallee, die bis an den Eingang des Dörfchens führt, dem unsre heutige Wanderung gilt. Eben Saalow. Eine Kirche fehlt, ein Herrenhaus auch, und ein paar Dutzend Häuser und Gehöfte, sauber gehalten und meist mit Ziegeln gedeckt, bilden die Dorfstraße, die sich alsbald platzartig erweitert. In der Mitte dieses Platzes dehnt sich der übliche Wassertümpel, ohne den geringsten Anspruch auf die sinnige Bezeichnung „Auge der Landschaft”. Die Schwalben unterm Sims und das Storchnest auf dem Dache sorgen für die nötige Dorfgemütlichkeit, die Hähne krähen, der Balken am Ziehbrunnen steigt auf und ab, und über den Pfuhl hin schnattert und segelt das Entenvolk in komischer Gravität. ... Theodor Fontane aus: „Wanderungen durch die Mark Brandenburg!"
Wer Entspannung und Anregung zugleich sucht, muss nicht weit fahren. Er muss nur das Dörfchen Saalow südwestlich von Zossen finden. Westdeutsche Reisegruppen finden es seit Jahren jeden Montag, Brandenburger eher einzeln und selten.
Kaum jemand weiß hier, was sich inmitten unberührter Natur für ein touristisches Kleinod befindet, aber der Weg von Zossen über Mellensee bis hierher lässt schon ahnen, wie sich der Ausflug gestalten wird. Endlose Felder, Pferdekoppeln, kleine Bauernhäuser, deftige Dorfgastronomie und dazwischen verschwiegene Hotels ziehen vorbei; eine echte märkische Landschaft. Und dann zeigt die erste Windmühle am Weg an, dass man in Saalow ist; in Saalow, dem Mühlendorf. Liebevoll wurde die Paltrockwindmühle von 1903 neu aufgebaut und präsentiert sich mit ihren zehn Meter langen Flügeln als stolzer Ortseingang aus Richtung Mellensee. Unweit davon drehen sich nordöstlich mit zwei Windkrafträdern die Windmühlen von heute.
Im Vergleich mit anderen Dörfern im Umland wurde Saalow relativ spät gegründet. Die Ersterwähnung der ursprünglich slawischen Siedlung datiert von 1541. Spazieren gehen kann man hier in jede Richtung und Ruhe findet man überall. Es gibt den Fontane- und den Mühlenwanderweg, Wiesen, Wald und Seen, soviel man mag. Neben dem schönen Mellensee findet man unweit bei Godsdorf Waldseen von selten gewordener Klarheit, Frische und vor allem:
Abgeschiede n h e i t . Wer nicht laufen will, kann reiten, die Gegend ist wie geschaffen dafür und wer sein Eisenpferd auf dem Parkplatz abstellt, kann in der Reitanlage „Hinrikenhof” für wenig Geld ein echtes, lebendes Pferd besteigen und an geführten Ausritten teilnehmen. Auch eine weit über die Grenzen des Fläming hinaus bekannte Spezialität wächst hier: das „Saalower Kräuterschwein”. Es wird ohne Tiermehl, Leistungsförderer und Medikamente ernährt, darf dafür aber neben Getreide jede Menge Kräuter fressen. Das Fleisch ist gerühmter Bestandteil der geschützten Marke „Brandenburger Teller”. Die ursprüngliche Anlage des Dorfes als klassische Rundlingssiedlung hat sich bis heute erhalten. Schmuck restaurierte Bauernhäuser gruppieren sich im Kreis um eine zentrale Wiesenfläche. Darauf steht nicht wie anderswo die Kirche, sondern eine echte Weltsensation.
Doch davon in der nächsten Ausgabe Ihrer Teltow FlämingPost …
Text und Fotos: Thomas Görner