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23.02.2012: Pressemitteilung

Bürgerinitiative "Stahnsdorf gegen Fluglärm"

Pressemitteilung

Kein Ende der närrischen Zeit !
Fastnacht ist vorüber, doch der Irrsinn geht weiter

Helau und Alaaf - da sind in der Fastnachtszeit doch einfach ein paar Flugzeuge zusätzlich vom Himmel gefallen. Namentlich 100, vielleicht bis zu 200, vielleicht auch weniger als 100. So genau weiß keiner, wieviel mehr Flugbewegungen als bisher kommuniziert es geben wird, wenn es im Juni mit dem ProblemBER dann so richtig losgeht. Für Stahnsdorf, Teltow und Kleinmachnow sind das statt 48 nunmehr 83 Überflüge täglich, also mindestens
70% mehr. Zur Erinnerung, laut Planfeststellungsbeschluss und zehn Jahre andauernder Kommunikation der Flughafengesellschaft sollten es gar keine Überflüge sein. Gerade mal 15 Tage brauchte die Deutsche
Flugsicherung (DFS) nach der Verkündung der auf den alten Planzahlen berechneten Routen, um wieder mal eine Katze aus dem Sack zu lassen. Natürlich nicht freiwillig, sondern nur auf Intervention einer Anwaltskanzlei. Närrisches Treiben während der tollen Tage oder tatsächlich Irrsinn aus einem Tollhaus?

Laut Axel Raab, Sprecher der DFS hätten sich die bisherigen Prognosen am Sommerflugplan 2011 orientiert. Und im vergangenen Sommer habe die DFS die Flugroutenvorschläge beim Bundesamt für Flugsicherung (BAF) vorlegen müssen. Im Sommer? Beim BAF in Langen herrscht nach Medienberichten dazu bis gestern Nachmittag Schweigen. Vielleicht lag es am Rosenmontag, vielleicht an etwas anderem? Axel Raab legt aber nach: Die DFS habe die neuen Zahlen auch erst jetzt erhalten. Der Flugplan für den künftigen Betrieb stehe erst seit Ende Januar fest.

Raab hat aber nicht mit Flughafen-Sprecher Ralf Kunkel gerechnet. Ihm schwoll der „Sturm im Wasserglas“ offensichtlich doch zu sehr an. Er beeilte sich mitzuteilen, dass die Flughafengesellschaft die von den Airlines bereits im November angemeldeten Bedarfe im Dezember an das BAF weitergereicht habe. „Dort wurde in voller Kenntnis der Zahlen die Entscheidung“ über die Routen und die Überflüge getroffen, sagte er. Was stimmt denn nun? Für die Bürger steht fest, die Tricksereien um die Flugrouten gehen nach wie vor weiter, von der versprochenen Transparenz keine
Spur, warum denn auch? Das über Jahre bewährte Spiel zwischen Flughafengesellschaft, DFS, BAF und Planfeststellungsbehörde funktioniert doch. Geht es um Lärm, werden geringe Zahlen kommuniziert. Geht es aber um Kapazitäten und Rechtfertigung des parallel unabhängigen Betriebs, werden hohe Zahlen in den Raum geworfen.
Im Endeffekt scheint es aber gar nicht darauf anzukommen, ob die Routen auf veralteten Zahlen geplant wurden oder nicht. Axel Raab: „An unserer Routenplanung hätte es nichts geändert. Wir müssen immer so planen, dass auch ein Mehrbedarf berücksichtigt wird.“ Dennoch ein Eingeständnis: Das BAF hätte bei der Vorstellung der Routen am 26. Januar 2012 einen Hinweis darauf geben können, dass die Prognosen noch aktualisiert werden müssten. Immerhin, aber dennoch ein gegenüber den betroffenen Bürgern unwürdiges Verhalten.

Bei dem Kapitel Beschwichtigung sind sich jedoch beide einig: „Es haben jetzt mehr Fluggesellschaften Flüge für den Flughafen Berlin Brandenburg angemeldet“, wieviel davon tatsächlich zusätzlich geflogen werde, bleibe abzuwarten, sagt Raab. Und Kunkel, der ansonsten nie müde wird, die großartige Expansion des ProblemBER zu preisen, assistiert: Der Flughafen habe im Eröffnungsjahr rund 240.000 Flugbewegungen, 3000 weniger als in diesem Jahr Tegel und Schönefeld zusammen. Der Zuwachs an Passagiere sei durch die Verwendung größeren Fluggerätes begründet. So so – Narrhallamarsch!

Und dann haben wir ja noch das brandenburgische Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (MIL). Dessen Staatsekretär ist „selbst überrascht“. Was für die betroffene Bevölkerung eine Katastrophe ist, Gesundheit und Lebensqualität zerstört, sind für ihn „missliche Zahlen“. Aus seiner Sicht offensichtlich wichtiger: „Aber es
wurde nichts verheimlicht oder verschwiegen“. Nein, nein – Narrhallamarsch!

Jetzt wissen wir doch alle richtig Bescheid! Wie sagte doch Herr Bretschneider einst so schön: „Es ist eine Situation entstanden, die keinem gefällt. So richtig was falsch gemacht hat aber keiner.“

So richtig richtig macht aber auch keiner was. Die Session ist vorbei. Die Narrenkappen können abgesetzt werden. Fangen Sie endlich an, ernsthaft zu arbeiten und die Versprechungen des brandenburgischen Ministerpräsidenten auf der Großdemonstration in Stahnsdorf am 20. November 2010 durchzusetzen.

Für die Bürgerinitiative »Stahnsdorf gegen Fluglärm« ergibt sich aus den Geschehnissen nach wie vor nur eine Schlussfolgerung und Forderung: Egal, wie sich das Bundesaufsichtsamt in seiner gestrigen Presseerklärung mit dürren Worten rechtfertigt
- die am 26. Januar 2012 verkündeten Flugrouten können aufgrund der ebenso desolaten wie schlicht falschen Berechnungen von Lärmbelastungen keinen Bestand haben. Für unsere Region heißt das: Die einzig mögliche Lösung ist die Umfliegung Berlins und Potsdams, wie sie das brandenburgische Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (MUGV), die Fluglärmkommission und das Umweltbundesamt gleichermaßen fordern.

Lärmschutz geht vor Wirtschaftlichkeit, daher »außen rum, statt oben drüber!«

Bürgerinitiative »Stahnsdorf gegen Fluglärm«
Die Sprecher
Wolfgang Brenneis • Christine Dunkel • Klaus Eichkorn

Stahnsdorf, 23. Februar 2012