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16.09.2011: Rede - Die Drehkreuz-Lüge

Rede von Matthias Schubert, BI Kleinmachnow, am 16.9.2011 anlässlich der Menschenkette um das Bundeskanzleramt

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter

Meine Damen und Herren, es ist doch einfach unfassbar. Da wird ein Flughafenneubau direkt an die Stadtgrenze gelegt. Die Start- und Landebahnen zielen direkt auf die Gemeinden Blankenfelde, Schulzendorf und Eichwalde. Von allen großen Flughafenneubauten in den letzten 50 Jahren ist Schönefeld mit großem Abstand der Flughafen, der am nächsten an das Stadtzentrum gebaut wurde. Eine katastrophale Fehlentscheidung, für die CDU und SPD 1996 gleichermaßen verantwortlich waren. Und die Grünen waren 1996 auch nicht gegen Schönefeld. Und als ob es darum ginge diesen Wahnsinn, diesen gigantischen Schildbürgerstreich noch zu toppen, will man nun auch noch den Flughafen mit abknickenden Flugrouten betreiben. Mit Flugrouten, die nicht weg von den riesigen Wohngebieten in und bei Berlin führen sondern noch mehr als die alten geraden Routen immer mehr Neubetroffene erzeugen. Nur ein krankes und zynisches Gehirn kann sich die abknickende Müggelseeroute ausgedacht haben. Nur ein Düsenlärmfetischist kann im Jahr des Atomausstiegs – auf den die Grünen 30 Jahre hingearbeitet haben - darauf kommen eine Flugroute zu zeichnen, die quer über eine riesiges Naherholungsgebiet im Berliner Südosten führt. Das ist Umweltzerstörung pur für Leute, die für ein paar Euros auf eine Party nach London jetten wollen. Das ist gerade kein nachhaltiger Fortschritt

Ein internationales Drehkreuz ist in Schönefeld weder geplant noch genehmigt worden. Genehmigt worden ist ein Flughafen für den regionalen Bedarf von Berlin und Brandenburg, ein Flughafen mit bis zu 10 % Umsteigern. Als „Mittelgroßen Verkehrsflughafen“ hat das Bundesverwaltungsgericht den Flughafen Schönefeld 2006 bezeichnet. Im Anhörungsbericht des Planfeststellungsverfahrens steht „ Die Träger des Vorhabens gehen selbst nicht davon aus, dass sich der Flughafen Schönefeld zu einem internationalem Luftdrehkreuz entwickelt“. So sind die Altbetroffenen damals beruhigt und beschwichtigt worden. Deswegen fordern wir auch für sie Vertrauensschutz, Vertrauensschutz, dass nur das in Schönefeld betrieben wird, was dort geplant und genehmigt worden ist. Und das ist ein mittelgroßer Verkehrsflughafen und nicht ein internationales Drehkreuz.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen mittelgroßem Verkehrsflughafen und internationalem Drehkreuz? Ein internationales Drehkreuz bedient Verkehr, dessen Ziele und Quelle außerhalb der Region, vornehmlich im Ausland, liegen, normal sind insoweit 40 % Umsteiger. Geplant und genehmigt war aber in Schönefeld ein mittelgroßer Verkehrssflughafen für den Bedarf von Berlin und Brandenburg an nationalen und internationalen Flügen. Das ist ein regionaler Bedarf, nämlich der von Berlin und Brandenburg! Ein internationales Drehkreuz bedient hingegen – ich sagte es schon - Verkehr mit Ziel und Quelle im Ausland
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Und was hat das jetzt mit den Flugrouten zu tun, die uns alle so quälen ? Meine Damen und Herren, abknickende Flugrouten und internationales Drehkreuz sind zwei Seiten derselben Medaille. Die abknickenden Flugrouten von 6. September letzten Jahres über Rangsdorf und den Berliner Südwesten und über Zeuthen und die abknickenden Flugrouten vom 4. Juli 2011 über den Müggelsee sind nur für das internationales Drehkreuz erforderlich. Für den geplanten und genehmigten Flughafen für den regionalen Bedarf von Berlin und Brandenburg sind abknickende Flugrouten nicht erforderlich. Sicherlich haben Sie sich beim Betrachten dieser abknickenden Flugrouten schon gefragt: Warum bilden die Nordroute und die Südroute jeweils einen Winkel von mehr als 30 Grad? Nach der Icao-Richtlinie braucht man eigentlich nur 15 Grad Spreizung. Die Müggelseeroute z.B. knickt um 30 Grad gegenüber der Route über Zeuthen ab. Warum ? Die Antwort lautet: Für ein internationales Drehkreuz braucht man eine dritte Start- und Landebahn. Und die dritte Route führt dann später genau in der Mitte zwischen Nord- und Südroute durch: Im Osten über Erkner und im Westen über Potsdam und die Havelseen. Meine Damen und Herren, das glauben Sie nicht? Schauen Sie sich mal die Karten aus dem Raumordnungsverfahren von 1994 an. Da plante man vorübergehend in Schönefeld ein internationales Drehkreuz. Und die dort im Jahr 1994 gezeichneten Flugrouten ähneln verblüffend den Flugrouten vom 6. September letzten Jahres und vom 4. Juli. Das ist der Beweis, dass die abknickenden Flugrouten das internationale Drehkreuz vorbereiten sollen!

Das Bundesverwaltungsgericht sagt jedenfalls das Schönefeld ein mittelgroßer Verkehrsflughafen ist. D.h. das internationale Drehkreuz, was Wowereit und Platzeck fordern, ist ein völlig anderes Projekt als das, was ursprünglich beantragt und genehmigt worden ist. Und das Schlimme ist: Das internationale Drehkreuz funktioniert nicht ohne Nachtflug. Und es benötigt um mehr als 30 Grad abknickende Routen. Deswegen liebe Berliner und liebe Brandenburger: Wenn wir die Müggelseeroute verhindern, verhindern wir auch das internationale Drehkreuz. Und wenn wir den Nachtflug verhindern, verhindern wir auch das internationle Drehkreuz. Und umgekehrt gilt dasselbe: Wenn es kein internationales Drehkreuz gibt, dann muss auch nicht über den Müggelsee geflogen werden oder über Rangsdorf. Und dann muss auch nicht in der Nacht geflogen werden.

Deswegen Frau Dr. Merkel, Herr Dr. Ramsauer, Herr Platzeck und Herr Wowereit :

Keine Internationales Drehkreuz in Schönefeld – kein Nachtflug.

Und dann gibt es auch keine Müggelseeroute mehr!!!