Startseite | Impressum | Kontakt | Links | Sitemap
Sie sind hier: Startseite » Newsarchiv » 2011 » Juli 2011

04.07.2011: Pressemitteilung

Bürgerinitiative
„Stahnsdorf gegen Fluglärm“
Pressemitteilung

DFS setzt Empfehlung der Fluglärmkommission nur teilweise um
Kein Verständnis für Verhalten der SPD geführten Landesregierung
Lösungen leicht umsetzbar, wenn der (politische) Wille vorhanden wäre

Die Bürgerinitiative „Stahnsdorf gegen Fluglärm“ bewertet die Ergebnisse der von der
DFS vorgenommenen und am 4. Juli 2011 in der FLK vorgestellten Abwägung zu
den künftigen Flugrouten am BER als „nur teilweise befriedigend“. Positiv aufgenommen
wurde, dass die lauten, schweren und tief fliegenden Maschinen mit fernen
Zielen die von der FLK vorgeschlagene Route 8 nicht verlassen dürfen. Allerdings
setzt das Führen der Nordost- und Ostabflüge über die nördliche Start- und Landebahn
noch immer Zehntausende Brandenburger und Berliner Bürger unnötig und
vermeidbar einer andauernden und zunehmenden gesundheitsschädigenden Verlärmung
aus, so die Sprecher der Bürgerinitiative. Dies gelte trotz des Umstandes,
dass die am 6. September 2010 vorgestellten Routen wohl endgültig vom Tisch sind
und die Bürgerproteste der letzten zehn Monate bereits eine erhebliche Anzahl von
Überflügen von der Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf sowie Berlin-
Wannsee abgewendet haben. Insofern haben sich die Proteste zehntausender
Bürger auf jeden Fall gelohnt
.

Dazu der Sprecher der Bürgerinitiative Matthias Piaszinski: „Es ist aber zu bedauern,
dass die Vorschläge der Fluglärmkommission nur teilweise Gehör gefunden haben.
Befürchtungen, dass ihre Arbeit Alibi-Funktion hatte, um Bürger ruhig zu stellen und
währenddessen den Forderungen des Flughafenbetreibers sowie der Fluggesellschaften
mit möglichst kurzen An- und Abflugwegen und einer totalen Kapazitätsausreizung
nachzukommen, können so nicht ausgeräumt werden. Die Mitspracherechte
der in der Fluglärmkommission vertretenen Gemeinden dürfen nicht mit Füßen getreten
werden.“

Den Sprechern der Bürgerinitiative sowie den von ihr vertretenen Bürgern fällt es
schwer zu akzeptieren, dass die mit überwältigender Mehrheit in der FLK beschlossene
Vorzugsvariante 8, nämlich die weiträumige Umfliegung der Region und
Potsdams
durch alle Flugzeuge von der DFS nicht umgesetzt wurde. Wolfgang
Brenneis, Mitglied des Sprecherrates der BI: „Wir suchen die Schuld jedoch nicht
ausschließlich bei der DFS. Sie spielt nur die Musik, welche die Anteilseigner des
Flughafens bestellt haben. Niemand der Verantwortlichen hatte zuvor mit dem eindeutigen
Votum der FLK gerechnet. Offenbar davon überrascht, war anschließend
von einer Unterstützung der Region durch die brandenburgische Landesregierung
nichts mehr zu hören. Den Bürgern in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf drängt
sich der Verdacht auf, dass in Potsdam akzeptiert wurde, alle Maschinen mit Zielen
im Norden, Nordosten und Osten auf der sogenannten NOOST-Route über das Gebiet
von Teltow, Stahnsdorf, Kleinmachnow und den Südwestens Berlins zu führen.“

„Jetzt wird die eigene Brandenburger Bevölkerung, insbesondere das kinderreiche
Stahnsdorf, offenbar dem politischen Willen der von der SPD geführten
brandenburgischen Landesregierung geopfert, einen Teil des Lärms und
Drecks des BER auch über West-Berlin zu verklappen, um das Desaster überhaupt
noch halbwegs verkaufen zu können“
so Piaszinski. „Die Verlärmung
Stahnsdorfs sowie der angrenzenden Orte wird in Potsdam als Kollateralschaden
hingenommen. Die SPD wird die Früchte der Verlärmung der Region bei
der nächsten Landtagswahl ernten.“
Während der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, bereits die Entlastung
von Lichtenrade als seinen persönlichen Erfolg feiert, verharrt der brandenburgische
Ministerpräsident Matthias Platzeck im Unverbindlichen und bekennt sich
entgegen früherer Stellungnahmen nicht zu seiner Bevölkerung. Brenneis führt aus:
„Die brandenburgische Landesregierung ist offensichtlich nicht willens oder nicht in
der Lage, die gesundheitlichen Belastungen von großen Teilen ihrer Bevölkerung
abzuwenden, wenn es darum geht, vermeintliche wirtschaftliche Einschränkungen
vom Flughafen und einzelnen Unternehmen fernzuhalten und deren Profitinteressen
zu schützen. Während Gewinne privatisiert werden, werden die Belastungen
durch den BER sozialisiert.
Politik und Airlines haben die Flugrouten diktiert, die
DFS hat gezeichnet. Um Sicherheit von Flugrouten geht es hier beileibe nicht: die
empfohlene Vorzugsroute 8 zeichnet sich ebenso durch höchste Sicherheit aus und
wurde von der DFS selbst vorgeschlagen.“
Sicherheitstechnisch problematisch ist vielmehr, dass die NOOST-Route ausgerechnet
für Notfälle gelten soll, bei denen kein Funkkontakt zwischen Pilot und Tower
mehr besteht. Damit werden Flugzeuge in kritischem Zustand direkt zum Forschungsreaktor
am Wannsee geführt.
Piaszinski und Brenneis belegen, dass es ganz einfach sei, die Region zu schützen
und dabei den Interessen der Wirtschaft trotzdem gerecht zu werden: Würde die
DFS aufgrund der größenwahnsinnigen Planungsgrundlagen des sich in öffentlicher
Hand befindenden Flughafens nicht eine unzulässige Vorratsplanung für einen in
10 oder 20 Jahren vermeintlichen Bedarf durchführen müssen, so könnten die Flugzeuge
Richtung Osten - wie seit 1998 von der DFS geplant - problemfrei über die
südliche Start- und Landebahn bzw. die Vorzugsvariante 8 geführt werden. „Einzig
und allein das Verhalten der beiden rot-roten Landesregierungen verhindert im Ergebnis
die Umsetzung des eindeutig zum Ausdruck gekommenen Bürgerwillens“, so
Brenneis weiter.
Die Bürgerinitiative erwartet jetzt von der dem Bundesverkehrsminister Dr. Peter
Ramsauer
unterstellten und für die endgültige Festlegung der Flugrouten zuständigen
Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) sowie vom Umweltbundesamt
(UBA), dass diese ihrer gesetzlichen Pflicht nachkommen und nur An- und Abflugverfahren
festlegen, die auf einer realistischen Verkehrsprognose beruhen und dem
Lärmschutzinteresse weitester Bevölkerungskreise dienen und nicht allein von wirtschaftlichen
Interessen der Flughafenbetreiber und der Fluggesellschaften getragen
werden.

Bürgerinitiative „Stahnsdorf gegen Fluglärm“
www.fluglaermBER.de

4.7.2011