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Wie kommt der Radtourismus in die Region?
Ideen sammeln in einem Workshop

„Da bekomme ich Angst vor der eigenen Courage“, sagt jemand von der Interessengemeinschaft Teltowkanalaue (IG), „müssen wir jetzt damit rechnen, dass Massen von Berliner Radfahrern in Kleinmachnow einfallen?“
Das erklärte Ziel der IG ist auch, mit durchgängigen Wander- und Radwegen entlang des Teltowkanals, den landschaftsbezogenen Tourismus als Wirtschaftsfaktor zu fördern. Aber mit den Konsequenzen, dass diese dann nicht nur von regionalen Anwohnern, sondern auch von Großstädtern und Touristen genutzt werden, scheinen einige nicht gerechnet zu haben. Das Fahrrad wird als Freizeit- und Urlaubsfortbewegungsmittel immer beliebter und der Radtourismus ist ein ernst zu nehmender wirtschaftlicher Faktor. Das wurde in dem Workshop „Radtourismus am Teltowkanal“ deutlich, zu dem die Kommunale Arbeitsgemeinschaft ‚Der Teltow’ (KAT), die Tourismusakademie Brandenburg und die IHK Potsdam kürzlich in den Kleinmachnower Bürgersaal geladen hatten. Etwa 40 interessierte Bürger kamen. Radtourismus ist keine Modeerscheinung sondern ein „Dauerbrenner“, sagt Andreas Lorenz von der Lorenz Tourismusberatung und liefert Zahlen: In Deutschland nutzen mehr als 2,2 Millionen Menschen das Fahrrad im Urlaub; Fast 30 Prozent der Berliner fahren mehr als zehnmal im Jahr mit dem Rad hinaus ins Brandenburger Land. Und sie geben dort Geld aus, hauptsächlich in Restaurants und Gaststätten. Aber guter Radtourismus braucht mehr als eine Kneipe zum Einkehren. „Wir solltenauf Qualität setzten“, meint Olaf Lücke von der IHK, „dazu gehören bundesweite Standards, wie zum Beispiel das Angebot ‚Bett und Bike’“. Das Teltower Hotel Courtyard ist ein Vorreiter mit diesem Angebot und Geschäftsführerin Sigrid Stelling engagiert sich – „in eigener Sache“, wie sie offen zugibt – für die Teltowkanalaue als touristisches Ziel. Bäkemühle, historische Dorfkerne oder Schleuse, die Region könnte den Touristen entlang der Rad- und Wanderwege einiges bieten. Nur wissen noch zu wenige davon. „Nicht mal die Berliner Taxifahrer kennen Teltow“, beklagt Stelling. Die IHK will helfen, die Region bekannt zu machen. „Wir unterstützen das Projekt zunächst mit einem Flyer“, sagt Olaf Lücke, „weil wir als IHK die Region als Wirtschaftsstandort sehen“. Noch aber ist die Kanalaue nicht durchgängig mit Rad- und Wanderwegen erschlossen. „Etwa fünf Kilometer können so bleiben, wie sie sind, drei Kilometer befinden sich in sehr schlechtem Zustand“, berichtet Barbara Markstein von Ökologie und Planung Berlin. Aber insgesamt kann ein Großteil der vorhandenen Wege mit etwas Aufarbeitung genutzt werden. Dazu gehören auch alte und neue Betriebswege, über deren öffentliche Freigabe mit den Eigentümern verhandelt werden muss. „Warum nicht auch das Wasser als Weg nutzen?“, regt Uwe Valentin vom Regionalen Gewerbeverein (RGV) an, durch die Schaffung von Anlegestellen in Teltow und Kleinmachnow könnten Schiffe der Ausflugslinien in das Vorhaben einbezogen werden“. Im Projekt Teltowkanalaue stecken noch viele Möglichkeiten.

Karsten Sawalski

Quelle

www.markt-regional.com mr 4/2007
Das Wirtschafts- und Verbrauchermagazin des Regionalen Gewerbevereins e.V.