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Radweg über alte Autobahnbrücke Dreilinden wird wieder freigegeben

CHRISTIANE TAUER

KLEINMACHNOW/BERLIN Den Graben zuschütten und das Tor wieder öffnen - Michael Cramer ist fest davon überzeugt, dass das die einzig vernünftige Lösung für die Wiederbelebung des Radwegs in Albrechts Teerofen ist, der über die alte Autobahnbrücke am ehemaligen Grenzkontrollpunkt Dreilinden führt. Und die preiswerteste noch dazu. Dieser Vorschlag des grünen Europaabgeordneten könnte jetzt Wirklichkeit werden, denn die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist von ihrem Vorhaben abgerückt, die ehemalige Autobahnbrücke nahe Potsdam unpassierbar zu machen. "Wir werden dafür sorgen, dass es wieder einen Übergang gibt", sagt Sprecherin Manuela Damianakis.

Vor etwa drei Wochen war Michael Cramer auf einem seiner traditionellen "Mauerstreifzüge" an der Autobahnbrücke angekommen. Hier kontrollierten DDR-Grenzer einstmals die Transitreisenden nach West-Berlin- allerdings nur bis 1969, denn danach wurde der neue Grenzpunkt Dreilinden/Drewitz genutzt. Seine roten Türme sind heute noch von der Autobahn aus zu sehen, während es von der alten Grenzanlage nur noch wenige Spuren gibt.

Diese Spuren wollten die mehr als 100 Radler suchen, die sich gemeinsam mit dem ehemaligen Berliner Landespolitiker Cramer auf Erkundungstour entlang der ehemaligen Grenze begaben. Von Lichtenrade zum Griebnitzsee sollte ihre Reise führen, an der Brücke war jedoch plötzlich Schluss. Ein zugeschweißtes Tor versperrte den Weg. Der Steg, der vordem über den mit Büschen und Bäumen zugewachsenen Graben zum brandenburgischen Teil führte, war entfernt worden.

"Das darf doch nicht wahr sein", dachte Cramer. Da werde vom Berliner Senat doch wahrhaftig die Mauer wieder aufgebaut. Die Brücke sei marode und nicht verkehrssicher, erklärte die Verwaltung ihr Vorgehen (MAZ berichtete). Außerdem sei die Brücke nie Teil eines regulären Radwegs gewesen. Die zahlreichen Radfahrer, die auf den Spuren der deutschen Geschichte wandelten oder die Schönheit des idyllischen Weges am Teltowkanal entlang erkundeten, nutzten sie trotzdem auf eigenes Risiko - bis zu jenem Tag. Die Brücke sei vielmehr erst jetzt ein Sicherheitsrisiko geworden, findet Cramer. Denn auf der südlichen Seite, wenn man von der alten Campingplatz-Gaststätte Dreilinden zur Brücke fährt, steht das Tor offen. Der Graben ist völlig ungesichert. Nur besagte Nordseite ist verschlossen. Dass das nicht geht, sah schließlich auch die Senatsverwaltung ein. "Der jetzige Zustand ist zu gefährlich", gibt Manuela Damianakis zu. In Kürze werde die Brücke wieder geöffnet werden, einen genauen Zeitpunkt konnte die Sprecherin nicht nennen.

Michael Cramer hofft nun, dass er dieses geschichts-trächtige Fleckchen Erde spätestens zum 11. August, dem 45. Jahrestag des Mauerbaus , wieder in seine traditionellen "Mauerstreifzüge" integrieren kann. "Die Eisenbahnbrücke der Stammbahn, die alte Autobahnbrücke und die Gaststätte Dreilinden - diese drei Punkte bilden ein Ensemble, das historisch von großer Bedeutung ist", so Cramer. Das Land Brandenburg hat das erkannt und vorsorglich Fakten geschaffen: Landeskonservator Detlef Karg ließ die alte Autobahnbrücke in dieser Woche unter Denkmalschutz stellen - zumindest den brandenburgischen Teil. "Ich denke, da liegen wir auf einer Linie mit den Kollegen aus Berlin", sagt er.

Zu wünschen wäre es. Zumal immer wieder das Gerücht durch die Gegend geistert, die Berliner planen den Abriss. Sprecherin Manuela Damianakis weist das zurück. "Die Brücke gehört dem Bund. Er trifft deshalb auch die Entscheidungen, da haben wir nichts mit zu tun", sagt sie. Beim Bund indes will man ebenfalls von nichts wissen. Zwar stimme es, dass der Besitzer die Entscheidungen treffe, "die Auftragsverwaltung liegt aber beim Land", sagt Alexandra Brothan, Sprecherin im Bundesverkehrsministerium. Dem Ministerium lägen jedenfalls keine Abrisspläne vor. Außerdem verbiete es doch eigentlich der gesunde Menschenverstand, dass Berlin seinen Brückenteil abreiße, während Brandenburg seinen Teil unter Denkmalschutz stelle.