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Berlin bremst Brückenbau

Region Teltow kämpft trotz Absage des Senates für eine neue Fahrradbrücke über den Teltowkanal

Region Teltow - Radfahrer, die von Teltow nach Zehlendorf über den Teltowkanal wollen, haben die unangenehme Wahl: Entweder stehen sie in der Altstadt im Stau, um über die Brücke des Teltower Damms zu fahren. Oder sie fahren neben einem Schwall Lastwagen entlang über die Warthestraße. Radwege sucht man auf beiden Brücken vergebens.

Seit mehr als zehn Jahren gibt es deshalb Pläne zum Wiederaufbau der Teltowwerftbrücke für Radfahrer und Fußgänger, die einst von der Teltowwerft eine Verbindung zur Oderstraße herstellte und im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Nachdem Studien erstellt wurden und die beteiligten Kommunen sich seit Jahren zum Projekt abstimmen, kam nun eine ernüchternde Nachricht aus Berlin: Das Land sehe keine Möglichkeit, den in der Region gewünschten Brückenbau zu realisieren, sagt Staatssekretär Christian Gaebler (SPD), in der Bundeshauptstadt zuständig für Stadtentwicklung und Umwelt. Stattdessen verweist er in einem Schreiben an den Kleinmachnower Peter Weis, das den PNN vorliegt, lediglich auf die Brücke des Teltower Dammes. „Aufgrund der hohen Verkehrsdichte kann diese Brücke für Radfahrer keine Alternative sein“, kontert Weis, Landtagsabgeordneter der BiK-Fraktion und Aktiver im Fahrradclub ADFC. „Die Teltowwerftbrücke würde Radfahrern endlich eine sichere Möglichkeit geben, nach Berlin zu fahren und auch den Berlinern das Einkaufen im Teltower Gewerbegebiet erleichtern“, sagt Weis. Die neue Verbindung würde zwischen dem Möbelhaus und dem Teltower Industriemuseum auf die Oderstraße treffen, auch die geplante Teltower Marina sowie das Kleinmachnower Augustinum lägen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kanalquerung. „Wir müssen Herrn Gaebler überzeugen, das die Brücke für alle Beteiligten Vorteile bringen würde“, so Weis.

Zwar soll die Brücke der Warthestraße über den Kanal nächstes Jahr neu gebaut werden. Der Neubau soll jedoch in gleicher Größe wie die bestehende Brücke lediglich mit schmalen Radfahrstreifen auf der Fahrbahn entstehen – weshalb die Teltowwerftbrücke trotzdem nötig wäre.

Auch in der Teltower Stadtverwaltung steht man zum Bau der Radwegbrücke. „Wir sehen die Wiederherstellung als zwingend notwendig an“, sagt Stadtsprecherin Andrea Neumann den PNN. Abstimmungsprozesse mit Berlin und besonders dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf seien noch nicht vollends abgeschlossen worden. In Teltow sei man aber weiterhin guter Dinge, dass perspektivisch ein Konsens erzielt werden könne. In einer Studie der Stadt wurden verschiedene Entwürfe zum Brückenbau entwickelt, deren Realisierung zwischen 650 000 und 1,5 Millionen Euro kosten würde. In Teltow gehe man von einer Realisierung des Brückenbaus in mittelbarer Zukunft aus, so die Stadtsprecherin.

Neumann betonte auch die touristische Bedeutung, die der Brücke in der Region zugemessen wird. So wird in Teltow schon von einer überregionalen Nord-Süd-Route gesprochen, die vom Berliner S-Bahnhof Zehlendorf bis Ludwigsfelde führen würde. Die Stadt hat den Brückenbau auch für das Radwegekonzept des Kreises angemeldet. Eine Mitfinanzierung lehnt die Kreisverwaltung jedoch ab, da es sich um eine Verbindung kommunaler Straßen handele.

Auch das Land Brandenburg will sich an den Kosten eines möglichen Brückenbaus nicht beteiligen, wie Ministeriumssprecher Lothar Wiegand mitteilte. „Es ist ein kommunales Projekt, welches wir grundsätzlich sehr begrüßen.“ Wiegand zufolge seien aber Kreis und Kommunen in der Pflicht, sich um die Finanzierung zu kümmern. Peter Weis fordert nun die Kreisverwaltung auf, sich um das Einwerben von Fördermitteln zu kümmern. Möglicherweise könne man Geld aus europäischen Fördertöpfen bekommen. Die entsprechenden Förderrichtlinien werden derzeit vom Land Brandenburg erarbeitet. Wann man sich für die Gelder bewerben kann, ist derzeit noch unklar.

Vertreter der Bezirksversammlung Steglitz-Zehlendorf hoffen ebenfalls auf Geld aus Brüssel und sehen die Finanzierungsablehnung Berlins kritisch. „In der Bezirksverordnetenversammlung sind wir uns einig, dass das Vorhaben wünschenswert ist“, sagte Maren Schellenberg (Grüne) am Freitag bei einem Treffen von Vertretern der beteiligten Kommunen. Schellenberg einigte sich mit Vertretern aus Teltow und Kleinmachnow darauf, in den jeweiligen Kommunalparlamenten abgestimmte Anträge einzubringen, mit denen eine Bekenntnis zum Bau der Teltowwerftbrücke bekundet werden soll.

von Enrico Bellin
pnn
22.10.2014
http://www.pnn.de/pm/903140/