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Stadthafen wird deutlich teurer

Inzwischen wird mit Kosten von 8,5 Millionen Euro für das Teltower Großprojekt gerechnet. Bürgermeister Schmidt räumt die Ausgabenexplosion für den neuen Stadthafen ein – Liquiditätsprobleme gebe es aber nicht.

Teltow - Das wird noch für Diskussionen sorgen in der Teltower Stadtverordnetenversammlung: Die für den Freizeithafen am Teltowkanal eingeplanten Kosten werden sich deutlich erhöhen. Einige Stadtverordnete hatten sich schon gewundert, warum es in diesem Jahr so lange dauert mit dem Haushaltsentwurf, auch eine für diesen Montag geplante Informationsrunde zum Hafen war vom Rathaus wieder abgeblasen worden. Jetzt wurde der Etatentwurf an die Stadtverordneten versandt und die Katze ist aus dem Sack: Demnach soll der neue Stadthafen am Ende 8,5 Millionen Euro kosten – 1,7 Millionen mehr als bislang bekannt. Dennoch erklärte Bürgermeister Thomas Schmidt am Donnerstag auf PNN-Anfrage: „Die Stadt erfährt keine Liquiditätsprobleme.“

Genau genommen kommen sogar noch mal 900.000 Euro dazu: Die soll die Fuß- und Rad-Brücke über die Hafeneinfahrt kosten. Sie ist zwar auf allen Entwurfszeichnungen für das Projekt zu sehen. Die Rathausspitze hatte aber stets erklärt, dass die Brücke nicht zum Hafen gehört und später gebaut werden soll. Nun könnte sie, wenn der Doppelhaushalt für die Jahre 2015/2016 so beschlossen wird, doch gleichzeitig entstehen, im Haushalt sind die Kosten unter der Position „Gemeindestraßen, Brücken und Plätze“ versteckt.Hafengebäude soll eine Million Euro kosten

Es ist nicht die erste Kostensteigerung für das Teltower Großprojekt, mit dem man sich eine weitere Belebung der benachbarten Altstadt erhofft. Im Haushalt 2012 wurde der neue Stadthafen noch mit Gesamtkosten von 5,5 Millionen Euro beziffert. Im Oktober 2013 hatten die Stadtverordneten einen Grundsatzbeschluss zum Bau eines Stadthafens mit 39 Liegeplätzen gefasst, in dem von denselben Kosten ausgegangen wurde. Mit einem Nachtragshaushalt stimmten die Stadtverordneten im April 2014 schon Mehrkosten für die Altlastensanierung von 980.000 Euro zu. Im November kamen noch mal 300.000 Euro für das Hafengebäude dazu, das damit eine Million Euro kosten soll.

Insgesamt hatten die Stadtverordneten also bislang Gesamtkosten von 6,8 Millionen Euro beschlossen. Auch auf der von der Stadt betriebenen Internetseite marina-teltow.de wird noch dieser Betrag genannt, allerdings schon unter dem Stichwort „bislang geplante Investitionssumme“. Jetzt sind es also 1,7 Millionen Euro mehr, plus Brücke.

Für den Grundstückserwerb und erste Baumaßnahmen sind in den vergangenen zwei Jahren bereits 3,8 Millionen Euro ausgegeben worden. Der Rest der 8,5 Millionen soll in diesem und im nächsten Jahr fließen. Im Frühjahr wurde mit der Altlastensanierung begonnen, außerdem gab es Bodenfunde bei archäologischen Grabungen. Zur Saison 2017 soll der Hafen in Betrieb gehen.
Grabungen lassen Kosten explosionsartig steigen

„Das Projekt weist tatsächlich Mehrkosten auf“, räumte Bürgermeister Schmidt auf PNN-Anfrage ein. Sie würden sich „aus einer ganzen Reihe von Positionen“ zusammensetzen. Vor allem sei es komplizierter als angenommen, die Straßenböschung vom Hafengelände abzusichern, erklärte Schmidt. Ein Großteil der zusätzlichen Kosten würde allein dadurch zusammenkommen. Auch bei der Absicherung des Hafenbeckens gebe es in statischer Hinsicht einige Zusatzausgaben. Die archäologischen Grabungen seien ein weiterer Grund für die Ausgabenexplosion, deren endgültige Kosten stehen noch nicht mal fest. Fakt ist: Die Stadt hat für alle Grabungen aufzukommen. Bis Mitte März wollen die Archäologen fertig sein, dann weiß man sicherlich mehr – ob es noch teurer wird, blieb am Donnerstag offen.

Denn alle Details will das Rathaus erst am Freitag in einer Pressemitteilung bekannt geben, zuvor sollen die Fraktionsvorsitzenden ins Bild gesetzt werden. Projektkritiker in der Stadtverordnetenversammlung hatten in den vergangenen Monaten wiederholt vor versteckten Zusatzkosten gewarnt und auch davor, dass sie sich für die Bürger und Gewerbetreibenden der Stadt bei den Grund- und Gewerbesteuern oder sogar den Mieten in kommunalen Wohnungen auswirken könnten.

Die zusätzlichen Kosten können ohne Kreditaufnahme und auch ohne Steuererhöhungen gedeckt werden, versicherte hingegen gestern der Bürgermeister. „Da die Stadt Teltow bislang ohne Kredite arbeitet und somit schuldenfrei ist, besteht auch keine Notwendigkeit, die Aufsichtsbehörde einzubeziehen“, so Schmidt. Wie üblich werde der verabschiedete Haushalt aber der Kommunalaufsicht zur Kenntnis gereicht.

Was die Brücke über die Hafeneinfahrt angeht, könnte deren Baustart auch noch etwas verschoben werden. Das Rathaus wolle versuchen, Fördermittel für die Brücke und auch einen ordentlichen Radweg in der Kanalaue zu bekommen. Davon hänge der Baustart ab.

von Henry Klix
pnn
14.2.2015
http://www.pnn.de/pm/937479/